Wie eine kleine Idee ganz Ballendorf bewegt

Schon vor 2019 ist mir bei Festen und Aktionen im Dorf immer wieder aufgefallen, wie gern besonders unsere älteren Dorfbewohner unterwegs sind. Sie genießen jede Gelegenheit, in Gesellschaft zu sein – und nutzen jedes Treffen, um sich auszutauschen. Gleichzeitig erzählten mir einige Ballendorfer, dass sie sich manchmal mehr Kontakt zu den Nachbarn wünschen, besonders zu denen, die ein paar Häuser weiter wohnen.

Das Kalendertürchen „Märchenland“ bei Familie Kaiser

Die Adventszeit ist ja ursprünglich eine Zeit der Besinnung, des Ankommens. Doch oft bleibt davon im Alltag nicht viel übrig – Konsum, Termine und Hektik drängen sich dazwischen. Dabei feiern wir an Weihnachten die Geburt Jesu, der uns Frieden und Orientierung für unser Leben schenkt. Genau deshalb ist die Adventszeit eigentlich eine wunderbare Gelegenheit, bewusst Gemeinschaft zu leben, statt nur Geschenke zu kaufen.

Die eigentliche Idee für den lebendigen Adventskalender kam mir, als ich mich mit einer Freundin aus dem Erzgebirge unterhielt. Sie erzählte begeistert von ihrem Ort, in dem tatsächlich jeden Tag im Advent ein Fenster gestaltet wurde – mit kleinen Aktionen, Geschichten oder Liedern. Sie erzählte, dass sich dadurch der Zusammenhalt und die Gemeinschaft im Dorf positiv verändert haben. Ich mochte diese Idee sofort, wusste aber: Unser Ballendorf ist kleiner, wir brauchen ein eigenes Modell. Daraus wurde die Idee geboren, für Ballendorf verschiedene kleine Aktionen zu einem Adventskalender zusammenzufassen. Als ich damit zum Kultur- und Heimatverein Ballendorf e.V. ging, waren alle sofort Feuer und Flamme. Die Getränke übernimmt der Verein und los ging’s. Wir wollten es einfach mal ausprobieren.

Und die Resonanz? Überwältigend. 2019 hatten wir tatsächlich ganze 11 Aktionen. Von Gospelkonzert in der Kirche über Weihnachtssterne basteln, Feuerzangenbowle, ein Vortrag über die Dorfgeschichte – so viele Ideen, so viel Herzblut. Es war schnell klar: Das wollen wir wiederholen. Und so ist der lebendige Adventskalender inzwischen ein fester Bestandteil unserer Dorftradition. Nach 2022, das einmal ausfallen musste, findet er in diesem Jahr bereits zum 6. Mal statt und wieder warten viele schöne Abende auf uns alle.

Unkompliziert, herzlich, gemeinsam – so entsteht der Kalender jedes Jahr aufs Neue

Die Organisation ist bewusst einfach gehalten. Im November informiere ich alle Haushalte mit einem Zettel im Briefkasten. Zusätzlich schicke ich die Einladung in unsere WhatsApp-Gruppe des KuH Vereins. Wer ein Türchen gestalten möchte, meldet sich einfach bei mir. Aus allen Rückmeldungen mache ich dann den Plan, den ich kurz vor dem 1. Advent an alle verteile. Die Veranstaltungen könnt ihr aber auch im Veranstaltungskalender auf der Webseite des Kultur- und Heimatvereins Ballendorf e.V. einsehen.

Die Gastgeber können ihren Ideen freien Lauf lassen. Wenn Unterstützung gebraucht wird, helfen wir natürlich, aber meistens machen die Gastgeber alles allein.

Damit nicht jeder alles selbst anschaffen muss, hat der Kultur- und Heimatverein inzwischen Stehtische und zwei große Glühweintöpfe, die von Aktion zu Aktion wandern. Glühwein und Kinderpunsch stellt der Verein ebenfalls bereit. Die Gastgeber können eine kleine Spendendose aufstellen, um die Unkosten auszugleichen. Letztes Jahr konnten wir sogar mit den gesammelten Spenden ein neues Spielgerät für den Spielplatz finanzieren.

Wir halten alles so unkompliziert wie möglich: Alles kann, nichts muss. Nur zwei Aktionen mussten in all den Jahren wetterbedingt ausfallen. Ansonsten finden die Termine meist statt, wie es geplant war. Falls es doch Änderungen gibt, finden wir immer einen Weg, alle zu informieren. Im Durchschnitt haben wir pro Jahr etwa sieben Aktionen.

Die Hauptorganisation übernehmen mein Mann Markus und ich. Wenn größere Dinge gebraucht werden, springen Robert Fischer oder andere Mitglieder des KuH Vereins ein.

Wenn Ober- und Unterdorf zusammenkommen: Advent als gelebte Gemeinschaft

Was mich jedes Jahr besonders berührt, ist die Hingabe, mit der die einzelnen Abende vorbereitet werden. Silke und André Kaiser verwandeln ihre Garage traditionell in ein kleines Märchenland. Familie Redler öffnet ihren Hof und verwöhnt uns kulinarisch. Die Spielplatzgruppe gestaltet Aktionen für die Kleinen, der Kirchenvorstand öffnet die Türen der Kirche und bringt besinnliche Momente ein.

Und das Schönste: Jeder ist bei jeder Aktion willkommen. Ganz selbstverständlich, ohne Anmeldung, ohne Schwellenangst.

Ich sehe jedes Jahr, wie gut das unserem Dorf tut. Menschen aus Oberdorf und Unterdorf, die sich im Alltag kaum begegnen, stehen an diesen Abenden zusammen, trinken Punsch, erzählen Geschichten. Man erfährt Dinge voneinander, die man im Laufe des Jahres vielleicht nie erfahren hätte. Und besonders unsere älteren Dorfbewohner sind fast überall dabei, mit einer Freude, die richtig ansteckend ist.

Wenn ich das alles sehe, weiß ich: Der lebendige Adventskalender lohnt sich für das ganze Dorf.

… und Groß

Ein weiterer Höhepunkt ist unser Weihnachtsmarkt auf dem Sportplatz, liebevoll organisiert von Sabine Landsmann. Gestern, am 29.11., war es wieder soweit: In gemütlicher Atmosphäre mit festlich geschmücktem Weihnachtsbaum, traditionellem Feuer zum Aufwärmen und weihnachtlicher Musik kam das ganze Dorf zusammen. Es gab kleine, selbstgemachte Köstlichkeiten aus dem Dorf: Die Agrargesellschaft sorgte für herzhaftes Essen, Christoph Lange verkaufte Langos, die Landfrauen überraschten uns mit süßen Leckereien, die Ballendorfer Jugend verwöhnte uns mit Crêpes und Schokofrüchten, und der KuH-Verein kümmerte sich um kalte und heiße Getränke. Für die kleinen Besucher drehte sogar eine Eisenbahn ihre Runden um den Weihnachtsbaum, ein zauberhafter Anblick! Und wie jedes Jahr half das ganze Dorf beim Auf- und Abbau mit.

Weihnachtsstimmung auf dem Weihnachtsmarkt in Ballendorf, 29.11.2025

Für mich als Organisatorin ist der Aufwand überschaubar, weil die Gastgeber so selbstständig sind. Aufgrund meiner Arbeitszeiten kann ich auch nicht immer bei allen Aktionen dabei sein, was aber nicht schlimm ist, da es ja auch so läuft. Es begeistert mich, wie zuverlässig das alles funktioniert und bin total dankbar für alle, die sich so aktiv beteiligen.

Das Ganze lebt letzten Endes von Engagement Einzelner und der Gemeinschaft in unserem Dorf. Ich möchte an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an Alle sagen, die sich so treu jedes Jahr beteiligen und ihre Zeit und Geld investieren.

Ursprünglich war der Adventskalender nur als einmalige Aktion gedacht. Doch inzwischen ist er aus Ballendorf kaum wegzudenken. Ich freue mich, wenn wir diese Tradition weiterführen dürfen. Und wenn jemand neue Ideen oder Vorschläge hat, immer her damit!

Wer so eine Aktion in seinem Dorf ins Leben rufen möchte, dem kann ich nur sagen: Es funktioniert nur im Miteinander.
Durch den Verein ist diese Aktion bei uns auf breite Schultern verteilt, aber letztlich lebt jede Aktion von den Leuten, die sie gestalten. Wichtig ist, im Gespräch zu bleiben, Wünsche wahrzunehmen und das aufzugreifen, was viele sich wünschen: Zeit, Begegnung und ein bisschen Adventszauber mitten im Dorf.

Mit diesem Beitrag wünsche ich allen Ballendorfern eine besinnliche Weihnachtszeit.